Abschlusstagung für Prof. Dr. Carlo Knöpfel
Die Polykrise stellt die Zukunft des Sozialen in Frage. Der disruptive politische, soziale, wirtschaftliche und demographische Wandel fordert Sozialpolitik und Soziale Arbeit heraus.
Es ist an der Zeit, wieder über grundsätzliche Fragen des Sozialen zu diskutieren:
Das Programm der Fachtagung wirft mehr Fragen auf, als Antworten möglich sein werden. Macht nichts. Die Arbeit am Sozialen geht weiter.
Das Soziale wird zunehmend in Frage gestellt. Dem System der sozialen Sicherheit, das komplexe Zusammenspiel von Arbeitsmarkt, Familie und Sozialstaat schlägt Misstrauen entgegen. Wo Reformen angemahnt werden, ist rasch von Sozialpopulismus die Rede. Wenn gespart werden muss, so wird gesagt, darf die Politik vor dem Sozialen nicht halt machen. Das gipfelt in die Frage: «Rüstung oder Rente?», wie unlängst in den Schweizer Medien zu lesen war.
Die Polykrise fordert das Soziale, also die Sozialpolitik und die Soziale Arbeit auf allen föderalen Ebenen des Sozialstaates heraus.
Der demographische Wandel führt nicht nur zu grösseren Ausgaben in der Altersvorsorge, sondern lässt die Nachfrage nach guter Betreuung im Alter wachsen. Angesichts des sozialen Wandels sind Familien mit dieser Aufgabe zunehmend überfordert. Findet sich hier ein neues Feld für die Soziale Arbeit?
Der wirtschaftliche Wandel schärft das Profil des Standorts Schweiz. Das anhaltende Wachstum braucht mehr und mehr Arbeitskräfte. Die kommen in grosser Zahl aus dem Ausland, denn das inländische Arbeitskräftepotential scheint weitgehend ausgeschöpft, sollte es nicht doch noch möglich sein, das referenzielle Rentenalter zu erhöhen. Aber nicht alle finden auf dem Arbeitsmarkt eine Anstellung und ein Einkommen, dass ihre Existenz sichert. Die Armut bleibt trotz vielerlei Bemühungen eine Sisyphusarbeit für die Hilfsorganisationen.
Die Klimakrise ruft nach einer gestaltenden Ordnungspolitik, damit das Netto-Null-Ziel, zudem sich die Schweiz verpflichtet hat, noch erreicht wird. Doch kein Green Deal ohne einen Social Deal. Klimagerechtigkeit braucht es auch in der Schweiz. Doch die Sozialpolitik beschäftigt sich kaum mit dieser Thematik. Und wie positioniert sich hier die Soziale Arbeit?
Und dann ist noch der politische Wandel zu nennen, der die demokratischen Errungenschaften in Frage stellt. Wird die Autokratie auch in Europa zur Norm? Und in der Schweiz? Wird es zu einem Rückzug ins Nationale kommen? Was wird dann vom Sozialen bleiben?
Mit dieser Fachtagung endet die Anstellung von Prof. Dr. Carlo Knöpfel an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW. Der Fokus der Abschlusstagung liegt auf den drei sozialstaatlichen Themen, mit denen er sich über längere Zeit eingehend beschäftigt hat: Armut, Arbeitslosigkeit und Alterung.
Die Tagung wird zweisprachig (Deutsch/Französisch) durchgeführt und simultan übersetzt.
ab 08.30 Uhr | Ankommen und Anmeldung bei Kaffee & Gipfeli |
09.15 Uhr | Tagungseröffnung & Begrüssung Prof. Agnès Fritze Direktorin, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Prof. Dr. Carlo Knöpfel Professor für Sozialpolitik und Soziale Arbeit, Dozent, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW Tagungsmoderation: Dr. Christoph Mattes Dozent, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW |
09.40 Uhr | Keynote 1: Die Zukunft des Sozialen in der Polykrise Prof. Dr. Stephan Lessenich Direktor des Instituts für Sozialforschung, Professor für Gesellschaftstheorie und Sozialforschung, Goethe-Universität Frankfurt am Main |
10.25 Uhr | Keynote 2: Sozialpolitik zwischen Eigenverantwortung und Solidarität (französisch) Prof. Dr. Jean-Michel Bonvin Professeur ordinaire en politiques sociales et vulnérabilités, Université de Genève |
11.10 – 11.40 Uhr | Pause |
11.40 Uhr | Impulsreferat 1: Zero Poverty? Armutspolitik zwischen Illusion und Realpolitik (ev. französisch) Dr. Yann Bochsler Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW |
12.00 Uhr | Co-Referat 1: Der Blick der Sozialen Arbeit auf die Armutspolitik (französisch) Jean-Noël Maillard Directeur, Caritas Jura |
12.30 – 14.00 Uhr | Mittagspause |
14.00 Uhr | Impulsreferat 2: Kaum Arbeitslose – Arbeitsmarktpolitik zwischen liberaler Regulierung und «Rosinenpicken»? Prof. Dr. Peter Steckeisen Professur Institut für Vielfalt und gesellschaftliche Teilhabe, ZHAW (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) Soziale Arbeit |
14.20 Uhr | Co-Referat 2: Der Blick der Sozialen Arbeit auf die Arbeitsmarktpolitik Franz Reber Geschäftsführer, jobtimal.ch – Verein für Arbeitsintegration |
14.50 Uhr | Impulsreferat 3: In Würde alt werden – Alterspolitik zwischen unsicherer Vorsorge und guter Betreuung daheim (französisch) Prof. Valérie Hugentobler Professeure à l’Haute école de travail social et de la santé Lausanne (HETSL) |
15.10 Uhr | Co-Referat 3: Der Blick der Sozialen Arbeit auf die Alterspolitik Dr. Corinne Sieber Leiterin Soziales und Integration, SRK Kanton Baselland |
15.40 – 16.00 Uhr | Pause |
16.00 Uhr | Podium: Wohin mit dem Sozialstaat? Herausforderungen in der Polykrise für die Sozialpolitik und Soziale Arbeit in der Schweiz Gäste: Hugo Fasel, ehemaliger Direktor Caritas Schweiz Flavia Wasserfallen, Ständerätin SP Schweiz Nadia Bisang, Co-Geschäftsleiterin AvenirSocial Dr. Philipp Dubach, Mitautor des ersten Bericht des Nationalen Armutsmonitorings (Bundesamt für Sozialversicherungen) Moderation: Nora Meuli, Schweizer Radio und Fernsehen |
16.50 Uhr | Abschluss und Dank Dr. Christoph Mattes |
17.00 Uhr | Apéro |
Die Anmeldung ist kostenlos.
Ihre Anmeldung ist verbindlich, bitte informieren Sie uns bei Verhinderung.
Von Roll-Strasse 10
4600 Olten